Der schlechte Zustand vieler Brücken in Deutschland, wie die jüngste Sperrung und der Neubau der Rahmedetalbrücke im Sauerland zeigen, ist ein wachsendes Problem. Etwa 5.800 Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen müssen modernisiert werden, wobei besonders große Brücken mit einem schlechten Traglastindex von vier oder fünf betroffen sind. Diese schlechten Werte bedeuten nicht zwangsläufig Einsturzgefahr, aber sie erfordern Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder sogar Abrisse.
Die Ursachen für diesen Sanierungsstau sind vielfältig. Viele Brücken sind überlastet, da die Anzahl und das Gewicht der Fahrzeuge, insbesondere des Schwerlastverkehrs, seit ihrer Erbauung stark zugenommen haben. Die Belastung durch einen Lkw entspricht der von 1.000 Autos, und höhere Achslasten verursachen erhebliche Schäden. Zudem entsprechen die Baumaterialien und Qualitätsstandards aus den 1960er und 1970er Jahren nicht mehr den heutigen Anforderungen. Viele Brücken, die zwischen 1960 und 1985 gebaut wurden, erreichen das Ende ihrer Lebensdauer. Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Fachkräften im Bauwesen und im Ingenieurwesen.
Historisch gesehen hat die Politik der Brückensanierung lange Zeit keine Priorität eingeräumt, was zu aufgeschobenen Reparaturen und fehlenden finanziellen Mitteln führte. Erst in den letzten 15 bis 20 Jahren wurde das Problem stärker wahrgenommen und mit der Infrastrukturfinanzierung begonnen, jedoch als zu gering empfunden. Unvorhergesehene Schäden an Bauwerken trugen zusätzlich zur Verschärfung der Situation bei.
Die Lösungsansätze sind komplex. Zwar gibt es Programme zur Modernisierung, wie die geplante Sanierung oder der Neubau von über 4.000 großen Brücken bis 2032, doch der Zeitplan ist bereits jetzt unrealistisch. Für Brücken auf Bundesstraßen gibt es noch keine klaren Pläne, und die Zuständigkeit für viele weitere Brücken liegt bei Ländern und Kommunen, was die Datenlage erschwert. Zusätzliche Mittel aus Sondervermögen reichen nicht aus, um die Finanzierungslücken zu schließen. Neben mehr Geld sind auch intelligente Konzepte für den Ressourceneinsatz, die Beschleunigung von Vergabeverfahren, der Abbau von Bürokratie und die Gewinnung von Personal notwendig. Ohne entschlossenes Handeln drohen weitere Sperrungen.