Vergiftet im Türkei-Urlaub? „Dagegen gibt es kein Gegenmittel“

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Berliner Morgenpost
vor 18 Stunden
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Eine Hamburger Familie ist während ihres Urlaubs in Istanbul auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Alle vier Familienmitglieder, darunter die Eltern und ihre zwei kleinen Kinder im Alter von drei und sechs Jahren, wurden mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen in ein Krankenhaus eingeliefert, wo sie trotz intensivmedizinischer Behandlung verstarben.

Ursprünglich wurde eine Lebensmittelvergiftung vermutet, doch ein vorläufiges Gutachten des Instituts der Forensischen Medizin in Istanbul deutet nun auf eine Vergiftung durch Chemikalien hin. Die Ermittler vermuten, dass die Familie im Hotel, in dem sie abgestiegen war, einer chemischen Substanz ausgesetzt war.

Das finale toxikologische Gutachten steht noch aus, aber erste Erkenntnisse deuten stark auf eine chemische Vergiftung hin. Im Nachgang zu diesem tragischen Fall ist ein weiterer Tourist aus Deutschland in Istanbul gestorben.

Gürhan T. war für eine Geschäftsreise in der Stadt und übernachtete ebenfalls in einem Hotel im Bezirk Fatih.

Er litt plötzlich unter Atemnot und Schweißausbrüchen und verstarb im Krankenhaus. Die genaue Todesursache ist noch unklar.

Die Ermittler gehen davon aus, dass im Hotel der Hamburger Familie Aluminiumphosphid, ein hochgiftiges Schädlingsbekämpfungsmittel, eingesetzt wurde. Dieses Mittel, das gegen Ungeziefer wie Mäuse und Ratten eingesetzt wird, könnte über einen Badezimmerlüfter in das Zimmer der Familie gelangt sein.

Das Hotel wurde nach der Einlieferung weiterer Gäste mit ähnlichen Beschwerden evakuiert und schließlich von den Behörden geschlossen. Aluminiumphosphid ist besonders gefährlich, da es bei Kontakt mit Feuchtigkeit Phosphorwasserstoffgas freisetzt, das hochtoxisch ist und als Zellgift wirkt.

Symptome einer Vergiftung reichen von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu schweren Herz-Kreislauf-Störungen und Multiorganversagen. Ein weiteres tückisches Merkmal ist, dass die Substanz keinen stark unangenehmen chemischen Geruch hat, sondern eher an Knoblauch oder Fisch erinnert, was eine frühe Warnung erschwert.

Gegen eine Vergiftung mit Aluminiumphosphid gibt es kaum Rettung, da es kein spezifisches Gegenmittel gibt. Die Behandlung beschränkt sich auf intensivmedizinische Maßnahmen zur Sicherung der Körperfunktionen und zum Schutz der Organe, wobei die Überlebenschancen oft gering sind.

In der Türkei, wie auch international, gelten für den Einsatz von Chemikalien in Hotels strenge Regelungen, und der Einsatz von Aluminiumphosphid in bewohnten Bereichen ist in der Regel stark eingeschränkt oder verboten. Ob das beauftragte Schädlingsbekämpfungsunternehmen alle Vorschriften eingehalten hat, ist noch unklar.

In Deutschland ist Aluminiumphosphid zugelassen und wird hauptsächlich in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, nicht jedoch in Hotels.

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